Im Punkt 4 des Papiers "Politik gegen internationalen
Terrorismus" geht der Länderratsbeschluss auch auf die zivilen
Antworten (Krisenprävention, Entwicklungshilfe, gerechteren Welthandel,...)
ein. Die Ideen dazu bleiben jedoch allgemein und unverbindlich, um auf
jeden Fall nicht mit der bestehenden Regierungspolitik anzuecken. Es fehlen
klare Aussagen, z.B. das Ziel der Erhöhung der Entwicklungshilfe
auf 1% des Sozialprodukts. Die Verbesserungen des Welthandles werden hinter
dem Begriff "gerechtere Handelspolitik im Rahmen der WTO" reduziert,
die verheerenden Auswirkungen des Drucks der Geldgeber aus der "1.
Welt", die zu einer Reduzierung der Ausgaben der sich entwickelnden Länder
für Bildungs- und Gesundheitspolitik geführt haben, werden ebenso
wenig erwähnt wie die in den letzten Monaten durch die Attac-Bewegung
eingeforderte Verteuerung der Kapitalspekulation z.B. durch die Tobin-Steuer.
Positive Ansätze der internationalen Kulturarbeit
und die allgemeine Unterstützung der Politik des Auswärtigen
Amtes bei den Konflikten im Nahen und mittleren Osten werden ergänzt
durch konkrete Flüchtlingshilfezusagen für Flüchtlinge
aus Afghanistan. Eine solche Politik würde mehr erreichen als
jeder Militärschlag.
In den Punkten 8-10 verabschiedet sich der
Grüne Länderrat von weiteren Grünen Prinzipien um "bündnisfähig"
und an der Regierung zu bleiben.
Der verhängnisvolle Fehler - schon kurzfristig
nach dem Terrorakt - blind einen Verteidigungsfall im Sinne des NATO-Vertrages
anerkannt zu haben, führt nun zur Geiselnahme der Grünen Partei
durch die US-amerikanische Regierung. Der NATO-Vertrag ist unbestritten
nicht gegen die Abwehr von Terrorakten verfasst worden, sondern gegen Angriffe
von außen. Die Ausweitung dieses Verteidigungsfalls auf Terrorakte
kann in Zukunft verheerende Auswirkungen haben. Die Grenzen zwischen Zivilgesellschaft
und Militärstaat verschwimmen deutlich, mit einer katastrophalen Auswirkung
auch auf die innenpolitische Debatte im Land. Der von Nachtwei thematisierte
taktische Vorteil, die US-Regierung durch die Einbindung von schnellen
Überreaktionen abgehalten zu haben, kann sich auch bei möglichen
ähnlichen Fällen in der Zukunft rächen. Kann Russland dann
z. B: einen kriegerischen Einsatz gegen das Land XY machen, wenn sich herausstellt,
daß die explodierte Maschine von Terroristen aus dem Land XY abgeschossen
wurde? Könnten dies auch China, oder Pakistan, oder ...?
Das Völkerrecht ist - auch mit grüner
Zustimmung - ins Wanken geraten.
Diesen Bündnisfall erkennt der Grüne
Länderrat ausdrücklich an. Das zugestandene Recht auf Selbstverteidigung
der USA gegenüber einem Terrornetzwerk, welches über viele Länder
verstreut ist, müsste das Recht der Zivilgesellschaft sein, die Täter
mit zivilen Methoden vor ein Gericht zu stellen (so wie es der UN-Beschluss
vom 12.09.2001 fordert ) und die vorliegenden Beweise nicht häppchenweise
den englischsprachigen Regierungen und dann den übrigen verbündeten
Regierungen im Vertrauen zuzustecken. Die Beweise gehören vor ein
Gericht, wo das Recht auf Verteidigung und das Prinzip der Wahrheit siegen
müssen, nicht das Interesse einen Militärschlag zu legitimieren
(Das erste was beim Krieg stirbt, ist die Wahrheit!). Die Antwort der Weltgemeinschaft
muss die Ergreifung der Täter sein. Das sind polizeiliche Aufgaben,
die zur Not auch militärisch ausgebildete Soldaten übernehmen
können. Dies sind mögliche Bedingungen und Grenzen, die
der Grüne Länderrat unserer Bundesregierung mit auf dem Weg hätte
geben müssen. Sollten diese Grenzen überschritten werden, sind
die Folgen unabsehbar. Die Terroristen hätten Erfolg gehabt: ihre
Gesinnungsgenossen erhalten Zulauf für einen einen heiligen Krieg,
der die Terrorwelle auch nach Europa bringen kann. Die Zivilisation kapituliert.
Wenn Deutschland als Startrampe oder als Handlanger
für Angriffe auf die zivile Bevölkerung dient, kann sich die
Grüne Partei sicher sein, dass der nächste Schwung die Partei
verlässt. Claudia Roth könnte sich mit ihrer Äußerung
auf dem Länderrat (der von heftigem Beifall begleitet war) irren:
«Schluss
mit diesem Gerede. Niemand geht. Und niemand geht mit, wenn niemand geht.
Rot-Grün steht und arbeitet gut.». Die
Beschlüsse
an der Parteibasis zeigen eine andere Einstellung als die der
Funktionärsschicht auf dem Länderrat. Wahlniederlagen in den
vergangenen Monaten und kürzlich in Hamburg zeigen, wieweit
sich die Partei bereits von ihrer Stammwählerschaft in der Bevölkerung
entfernt hat. Eine Variante zum Parteiaustritt für die KritikerInninen
ist es, in der Partei zu überwintern, um nach dieser Regierungsbeteiligung
für eine Erneuerung bereit zu sein.
Schon jetzt ist die Hälfte der Bevölkerung
gegen Militärschläge als Antwort auf den Terror, es wäre
nicht verständlich, wenn die Grünen diesen großen Teil
der Bevölkerung rechts überholt, nur um an der Regierung zu bleiben.
Die Antwort muss eine Stärkung der außerparlamentarischen
Bewegung sein.
Die bundesweiten Demonstrationen am 13. Oktober
sind ein gutes Zeichen.
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