Dieter
Pichl
Brauneckweg 13, 84034 Landshut,
Tel.0871/ 273065 Fax 0871/6876945
An die niederbayerischen Kreisverbände, Landesvorstand,
Mitglieder des bay. Parteirats, Bundesverband
Liebe Grüne,
am 11. September habe sich die Welt verändert, heißt
es überall. Aber die Antworten sind die gleichen geblieben:
Bombenkrieg und Unterstützung fragwürdiger
Kräfte.
Ein Verbrechen muß bestraft werden und das vom
11. September ist ein Verbrechen, das alle Vorstellungen übersteigt.
Es ist keine Frage, dass diese Verbrecher verfolgt, gefasst
und nach rechtsstaatlichen Grundsätzen verurteilt werden müssen.
Polizeiaktionen –sinnvoller weise unter UN-Hoheit- auch mit verdeckten
und geheimdienstlichen Methoden, notfalls auch mit zielgerichteter militärischer
Unterstützung, wären hier sicherlich angebrachter gewesen, als
einen Krieg zu entfesseln.
Krieg ist keine Polizeiaktion, Krieg ist kein rechtsstaatliches
Mittel, Verbrecher zu verfolgen und zu bestrafen. Vor dem Krieg war es
Gemeingut, dass es als Antwort auf die Anschläge vielfältiger,
diplomatischer, politischer, wirtschaftlicher und entwicklungspolitischer
Anstrengungen bedarf.
Militärische Aktionen seien nur ein kleiner, bei
weitem nicht der wichtigste Aspekt der Terrorismusbekämpfung.
Doch der Terroranschlag wurde zum Anlass für weitreichende
politische und militärische Entscheidungen genommen.
An vorgeblichen Zielen für diesen Krieg fehlt es
nicht. Sie reichen von der Ergreifung des vermeintlichen Täters Bin
Laden über den Sturz des Taliban-Regimes bis hin zu „Rache und Vergeltung“
und dem „Kampf der Kulturen“.
Nach den Ankündigungen aus den USA wird der Kampf
gegen den Terrorismus ein lang andauernder Krieg der auch weitere sogenannte
„Schurkenstaaten“ – und ihre Bevölkerung- treffen wird.
Keines dieser Ziele entsprechen dem, was nach dem 11.9.
verteidigt werden sollte, nämlich Rechtsstaatlichkeit und Zivilisation.
Die Wahllosigkeit zeigt eine Entgrenzung, in der nur
noch eines gilt:
Der Vorrang der militärischen Lösungen und eine Militarisierung
von Politik und Gesellschaft.
Parteibeschlüsse können den Krieg nicht stoppen.
In einem demokratischen Land aber spielt die Haltung der Parteien für
die öffentliche Meinung und die politische Entscheidungsfindung eine
große Rolle. Durch den vom Parlament ausgestellten Blankoscheck,
der weder Ort noch Zeit noch Ziel des
Bundeswehreinsatzes festgelegt hat, wird eine gefährliche
Entwicklung vorangetrieben, nach der wir letztlich jeden Krieg aus Gründen
der Bündnistreue oder gar der außenpolitischen Einflusssteigerung
unterstützen.
Zwischen einem JA und einem Nein zu einem Krieg gibt
es keinen Kompromiss. Die Grünen haben auf der BDK Ja gesagt.
Auch die Grünen halten Krieg jezt unter bestimmten
Umständen für ein legitimes Mittel der Politik.
Diese Entscheidung kann ich
nicht mittragen und lege deshalb meine Funktionsposten als Bezirksvorsitzender
der Niederbayerischen Grünen und als Mitglied des bayerischen Parteirats
nieder.
Mit grünen Grüßen
Dieter Pichl |