FrauenpolitikWir GRÜNEN wollen eine Gesellschaft, in der Frauen ihr Leben selbst bestimmen und patriarchale Gesellschaftsstrukturen überwunden werden. Deshalb wollen wir Arbeit, Einkommen und Macht solange zugunsten von Frauen umverteilen, bis sie den gesellschaftlichen Stellenwert erreicht haben, auf den sie Anspruch haben.Seit über 10 Jahren machen die GRÜNEN ernst mit der Gleichberechtigung. Auf unseren Wahllisten und in Parteiämtern sind Frauen zu mindestens 50 % vertreten. Die Münchner WählerInnnen gingen bei der Kommunalwahl 1990 sogar noch über die 50% Quotierung der GRÜNEN-Liste hinaus: 5 von 9 Mitgliedern der Fraktion waren (bzw. sind) Frauen. Wir konnten daher in der letzten Legislaturperiode deutliche Erfolge in der Frauenpolitik erzielen. Die finanzielle Unterstützung vieler Münchner Frauen- und Mädchenprojekte konnte trotz angespannter finanzieller Haushaltslage durchgesetzt werden. Auch die Mädchenarbeit in den Schulen und Freizeitstätten wurde verstärkt, im Jugendamt wurde eine Stelle für eine Mädchenbeauftragte geschaffen. Die Karrierechancen für Frauen in der Stadtverwaltung haben sich deutlich verbessert, auf Betreiben von Bündnis 90/DIE GRÜNEN wurde eine Frau als Planungsreferentin und eine Chefärztin gewählt. Im Programm der Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsoffensive ist nun die Förderung arbeitsloser Frauen verankert. Es wurde endlich ein Ambulatorium für Schwangerschaftsabbrüche eingerichtet. Und last but not least: Mit Sabine Csampai wurde erstmals in der 800jährigen Geschichte Münchens eine Frau zur Bürgermeisterin gewählt. Frauen und ArbeitErwerbstätigkeit von Frauen ist charakterisiert durch einen verengten Zugang zum Arbeitsmarkt, unterprivilegierte Arbeitsfelder, geringe Qualifizierungs- und Aufstiegschancen, Lohndiskriminierung und ein erhöhtes Arbeitslosigkeitsrisiko.Daher fordern wir:
Frauen im AlterLebenslange ökonomische Diskriminierung führt zu niedrigen Renten. Altersarmut ist ein Frauenproblem, sie ist die Fortsetzung der lebenslangen Benachteiligung, der mangelnden Anerkennung der Kindererziehung, der Diskriminierung bei Ausbildung, Fortbildung und Beförderung. Ca. 8% aller Frauen über 65 Jahre nehmen Sozialhilfe in Anspruch. Der Anteil der Frauen, der aus Scham, Unkenntnis oder aus Angst, daß dann die Kinder bezahlen müßten, auf die ihnen zustehenden Ansprüche verzichtet, ist etwa gleich groß. Die Stadt kann diese Probleme zwar nicht abschaffen, aber mildern.
Alleinerziehende FrauenWachsendes Selbstbewußtsein und die steigende Tendenz zur Individualisierung haben zu veränderten Rollenverteilungen in unserer Gesellschaft geführt. Frauen haben neue Lebensentwürfe entwickelt und sich bewußt für das Alleinerziehen entschieden.Doch für viele Frauen ist das Alleinerziehen ein Problem, Ausgrenzung und Verarmung kennzeichnen ihre Situation. Diesen Problemen wollen Bündnis 90/DIE GRÜNEN aktiv begegnen und mit präventiven Konzepten bzw. Programmen die Situation der alleinerziehenden Frauen verbessern. Beispielhaft ist etwa die Ausbildungssituation: Wer Sozialhilfe bezieht, und das ist bei alleinerziehenden Frauen häufig der Fall, darf nur in extremen Ausnahmen eine Ausbildung beenden bzw. beginnen. Für alleinerziehende Frauen hängt aber die Existenzsicherung der ganzen Familie von ihrer beruflichen Qualifikation ab. Deshalb setzen wir uns für eine großzügigere Auslegung dieser Bestimmung zugunsten von alleinerziehenden Frauen ein. Die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf ist immer noch eine kräfte-
und nervenverzehrende Aufgabe. Flächendeckende, flexible Kinderbetreuungseinrichtungen
vom Kleinkind bis zum Ende des Schulalters sind Forderungen der Grünen.
AusländerinnenImmigrantinnen sind dreifach benachteiligt: Als Frau, als Ausländerin und als Arbeitnehmerin.Ein abgeleitetes Aufenthaltsrecht setzt sie der Willkür von Ehemännern und Vätern aus. Traditionelle Familienstrukturen und traditionelle Haushaltsführung belasten sie zusätzlich. Rassistische Diskriminierung und Überfälle stellen eine ständige Bedrohung da. Sie verrichten schlecht bezahlte Arbeiten und sind häufig besonderen gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt. Das einzurichtende ethnomedizinische Zentrum (siehe auch Gesundheitsteil) braucht daher eine eigene Abteilung, die sich besonders um ihre Bedürfnisse kümmert. Für ältere Einwanderinnen, die häufig isoliert leben, sollen Frauentreffs eingerichtet werden. Für immigrierte Mädchen und ausländische Mädchen der zweiten und dritten Generation fordern wir den Ausbau der Ausbildungsprojekte für diejenigen, die aufgrund traditioneller Familienstrukturen, mangelnder Sprachkenntnisse, Flucht und deren psychosozialen Folgen u. a. keinen Zugang zum freien Ausbildungsmarkt finden. Sozialhilfe darf kein Ausweisungsgrund sein, alte ausländische Frauen der ersten Generation, die verwitwet sind, werden oft ausgewiesen. Dies muß die Stadt im Rahmen des Ermessensspielraumes der Kommune nach Möglichkeit verhindern. Mädchen und Junge FrauenMädchen und junge Frauen werden in vielen Bereichen ignoriert und als defizitär eingestuft. In der männlichen Sozialisation wird Gewaltabbau und das Lernen sozialer Fähigkeiten vernachlässigt. Mädchen und junge Frauen brauchen aber Raum zur Selbstentfaltung und zur Stärkung ihres Bewußtseins. Raum, der bis jetzt von männlicher Dominanz eingeschränkt wird. Wir verlangen die Förderung und Aufwertung der Stellung von Mädchen und jungen Frauen auf allen Ebenen.
Wir fordern ein Mädchenhaus. Es soll Kernpunkt für eine eigenständige, selbstbestimmte Entwicklung von Mädchen und jungen Frauen sein, nicht Zufluchtsstätte vor der "feindlichen" Außenwelt. Das Haus soll von verschiedenen Trägern und der Stadt geführt werden. Die Angebote des Mädchenhauses sollen über die bloße Freizeitgestaltung hinausgehen: Hier soll den Mädchen Gelegenheit gegeben werden, betreute Ausbildungsplätze, Wohnmöglichkeiten und Räume für sportliche und kulturelle Aktivitäten zu nutzen. Das Mädchenhaus soll der zentrale Treffpunkt sein, wo die Vernetzung mit den dezentralen Einrichtungen koordiniert wird. Wir erwarten jedoch weiterhin starkes Engagement in den dezentralen Jugendprojekten im Bereich Mädchenarbeit. Das Mädchenhaus ersetzt nicht Basisarbeit. Bestehende Zufluchtsstätten für Mädchen, die vor mißhandelnden und schikanierenden Familienangehörigen oder, wie es manchmal bei ausländischen Mädchen vorkommt, vor Zwangsverheiratung fliehen wollen, müssen ausgeweitet werden. Mädchen werden als eigener Schwerpunkt behandelt! Aus starken Mädchen werden starke Frauen! Obdach- bzw. wohnungslose FrauenRealistischen Schätzungen zufolge sind etwa 15 % der sog. alleinstehenden wohnungslosen Menschen Frauen, doch muß man gerade bei Ihnen von einer hohen Dunkelziffer ausgehen. Typisches Merkmal weiblicher Obdachlosigkeit ist nämlich die Tatsache , daß Frauen oft jahrelang in ihrer Wohnungslosigkeit ausharren, ohne daß diese sichtbar wird; sie "wohnen" im Firmenauto, in der Putzkammer der Firma, in der sie täglich arbeiten, bei Männern, die ihnen zweifelhaften Unterschlupf gewähren. Viele Frauen flüchten sich in die Anonymität aus Scham, aus Angst vor der Gewalt auf der Straße, um Mißhandlungen durch den Partner zu entgehen.
Gewalt gegen FrauenPhysische und psychische Gewalt gegen Frauen ist in unserer Gesellschaft alltäglich; sie findet Ausdruck in dem Erhalt von ökonomischen Abhängigkeiten, in Gewalt in der Sprache, sexistischer Werbung, in sexueller Belästigung am Arbeitsplatz und Vergewaltigung.Wir fordern: * den Ausbau und die städtische Regelförderung von Frauenhäusern * ein Anrecht auf eine Sozialwohnung innerhalb von 6 Monaten für Frauen in Frauenhäusern Wir fordern außerdem: EIN MÄNNERHAUS Prügelnde Männer können bei der gerichtlichen Entscheidung über das Bleiberecht in der ehelichen Wohnung gegenüber den Richtern oft glaubhaft ihre drohende Obdachlosigkeit geltend machen. Sie geben sich reumütig, so daß vielfach zu ihren Gunsten entschieden wird. Da die Erfahrung aber zeigt, daß sich in den meisten Fällen die Mißhandlungen wiederholen, wird die Frau mit den Kindern in ein Frauenhaus flüchten müssen. Dies hat für die Kommune erhebliche finanzielle Auswirkungen. Auch für die Frauen und Kinder bringt diese Lösung nur Nachteile: Die sehr beengten Wohnverhältnisse, das soziale Umfeld, Schulwechsel für die Kinder usw. Deshalb wollen wir ein Haus für schlagende Männer, dessen Kosten zu ihren Lasten geht. Lesben in München - am anderen Ufer der IsarEine Lesbe sein bedeutet nicht einfach nur Frauen zu lieben, sondern durch die gesellschaftliche Ablehnung bedingt, eine ganz andere Lebensweise und andere Lebensbedingungen anzunehmen. Diese werden oft in der Öffentlichkeit verzerrt dargestellt, das Entstehen von Vorurteilen wird dadurch begünstigt.Bündnis 90/DIE GRÜNEN werden sich weiterhin für die finanzielle Unterstützung von Lesbenprojekten und- initiativen einsetzen und der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften entgegentreten. Die lesbische Lebensweise muß in der städtischen Öffentlichkeitsarbeit (z.B. im Kreisjugendplan) wertfrei dargestellt werden. FrauengesundheitspolitikDen frauenspezifischen Aspekten von Gesundheitsproblemen muß mehr als bisher Rechnung getragen werden. In allen städtischen Kliniken muß die Möglichkeit zu ambulanten Schwangerschaftsabbrüchen geschaffen werden. Wir wollen die Förderung von frauenspezifischen Gesundheitseinrichtungen; insbesondere des Frauengesundheitszentrums in der Güllstraße.Die Last mit der LustDie Situation der Sexarbeiterinnen, d.h. der anschaffenden Frauen in München beschreibt einen Zustand, den wir bündnisgrüne Frauen nicht länger hinnehmen wollen. München ist ein einziger Sperrbezirk. Für die Frauen bleiben als Arbeitsgebiete nur kleine Areale, die sogenannten "Toleranz"-Zonen. Diese bieten Angriffsfläche für Schikane, Vertreibung und Kriminalisierung der Frauen.Wir fordern deshalb die Aufhebung der Sperrgebietsverordnung oder mindestens die Legalisierung der sogenannten "Toleranz-Zonen". Gleichstellung von FrauenNach 10 Jahren Gleichstellungsstelle müssen wir feststellen, daß Erwartungen, die wir mit der Einrichtung dieser Stelle verbunden haben, nicht erfüllt wurden. Obwohl die Frauenförderung in der Stadt vorangetrieben wurde, hat die Arbeit der Gleichstellungsstelle in der Öffentlichkeit kaum Resonanz gefunden. Die bündnisgrüne Forderung nach der Einstellung einer Frau aus den autonomen Frauenprojekten in der Gleichstellungsstelle ist bis heute nicht erfüllt. Die Gleichstellungsstelle wird in dieser Richtung personell aufgestockt und endlich mit den nötigen Finanzen und Kompetenzen ausgestattet. Um die städtische Gleichstellungspolitik durchzusetzen, sind in allen städtischen Referaten Frauenbeauftragte zu ernennen. Vor allen Dingen brauchen wir noch mehr Frauen in allen Referaten, auf allen Führungsebenen und als ReferentInnen. |