BasisGrün e.V. c/o Felicitas Weck Große Pfahlstr. 16 30161 Hannover e-mail: Koordination@BasisGrün www.basisgruen.de Arbeit umverteilen und neue Arbeit schaffen Ist es möglich existenzsichernde Beschäftigung für alle Menschen in Ost und West zu erreichen und wenn ja, wie? Die Reduzierung der Arbeitslosigkeit ist das zentrale Ziel sozialdemokratischer Regierungspolitik. In den letzten vier Jahren hat die sozialdemokratisch geführte Bundesregierung wichtige Erfolge erzielt. · Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit ging von 1998
bis 2001 um 430.000 zurück. Dennoch können wir nicht zufrieden sein. Die Arbeitslosigkeit ist immer noch zu hoch. Die SPD-geführte Bundesregierung hat eine Reihe wichtiger Reformen in der Arbeitsmarktpolitik eingeleitet. · Die von den Gewerkschaften geforderte stärkere Förderung
der Teilzeitarbeit haben wir mit dem Recht auf Teilzeitarbeit umgesetzt.
Niemand darf wegen seines Wunsches nach Verringerung der Arbeitszeit
diskriminiert werden.
Wie stellen Sie sich eine bedarfsorientierte soziale Mindestsicherung vor? Die SPD hat erreicht, dass zum 1. Januar 2003 die neue bedarfsorientierte
Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung behinderter Menschen
(GSiG) eingeführt wird. Vor allem ältere Menschen machen Sozialhilfeansprüche
oft nicht geltend, weil sie den Unterhaltsrückgriff auf ihre Kinder
befürchten, oder den Gang zum Sozialamt scheuen. Diese Hauptursache
für verschämte Altersarmut wird durch das im Rahmen der Rentenreform
von der rot-grünen Koalition eingeführte Gesetz beseitigt.
Wie stehen Sie zu einer Vermögensbesteuerung und zu einer steuerlichen (Mehr)Belastung von Veräußerungsgewinnen, Finanztransaktionen und -anlagen. Mit dem Gesetz zur steuerlichen Förderung von Stiftungen haben
wir Anreize für eine Stiftungskultur in Deutschland gegeben. Damit
haben wir ein Instrument geschaffen, mit dem große Einkommen und
Vermögen freiwillig einen sinnvollen Beitrag zur Sicherung der
Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft leisten können.
Wie wollen Sie einen ökosozialen Umbau erreichen? Mit der Einführung der Ökosteuer haben wir ein wichtiges
Lenkungsinstrument zur Modernisierung und Gestaltung des Strukturwandels
in der deutschen Wirtschaft geschaffen. Wie stellen Sie sich die Weiterführung der Ökosteuer vor? Am 1. Januar 2003 tritt die letzte Stufe der Ökosteuer planmäßig in Kraft. Wie beurteilen Sie die Errichtung von atomaren Standortzwischenlagern? Vorab sei gesagt: es ist der SPD-geführten Regierung innerhalb von 2 Jahren ihrer Regierungszeit gelungen in Übereinstimmung mit der Energiewirtschaft und den Gewerkschaften einen Atomkonsens zu realisieren: der Atomausstieg ist von der rot-grünen Mehrheit im Bundestag beschlossen. Damit haben wir einen jahrzehntelange tiefe Spaltung in der Bevölkerung überwunden und den Weg in eine Zukunft ohne Atomkraft frei gemacht. Darauf sind wir stolz und diesen Ausstieg wollen wir gegen die erklärten Pläne der CDU/CSU und FDP verteidigen! Wie stehen Sie zu Wiederaufarbeitung und Atomtransporten? Bestandteil des Atomkonsenses ist, dass die Wiederaufarbeitung nur noch bis zum 1. Juli 2005 zulässig ist. Die eingerichteten Zwischenlager reduzieren die notwendigen Castor-Transporte um etwas 70%. Wie bewerten Sie die Kontroll- und Eingriffsmöglichkeiten der Behörden nach Verabschiedung des "Atomausstiegsgesetzes" und welche Konsequenzen ziehen Sie daraus? Bestandteil des Atomausstiegsgesetzes sind periodische Sicherheitsüberprüfungen, die eine höhere Sicherheit während der Restlaufzeit bringen. Für die SPD steht fest - Sicherheit geht vor: Bei der Umsetzung des Atomausstieges gilt es, besonderes Augenmerk auf die Sicherheit des Reaktorbetriebes während der Restlaufzeit zu haben. Wie sehen Se das Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit durch das novellierte Atomgesetz gegenüber dem Recht auf Eigentum und Gewinnerwirtschaftung gewährleistet? Mit dem Energiekonsens haben wir den Ausstieg aus einer Risikotechnologie
realisiert und gleichzeitig den Einstieg in eine sichere Energieversorgung
auf Basis von Erneuerbaren Energien mit erheblichen Fördermitteln
und Markteinführungsprogrammen begonnen. Diese Energiewende ist
ein sehr guter Grundstein für eine zukunftsfähige und sichere
Energieversorgung ohne Risiken für Mensch und Natur. Wie kann man die Verkehrsströme umwelt- und sozialverträglich umlenken, was planen Sie dazu? Mobil sein bedeutet für Menschen ein hohes Maß an Freiheit
und Lebensqualität. Mobilität ist Voraussetzung für Wachstum
und Entwicklung und trägt selbst erheblich zum wirtschaftlichen
Wachstum bei. Gleichzeitig birgt das immer steigende Verkehrsaufkommen
hohe Risiken für Menschen und Umwelt. Leitlinie zukunftsfähiger
Verkehrspolitik muss es, Mobilität zu gewährleisten ohne die
Grenzen der Natur unwiederbringlich zu überschreiten.
Wie beurteilen Sie die Alternativen: Privatisierung der Sozialversicherungen oder deren Ausweitung zu einem "System der Volksversicherung"? Das Prinzip der solidarischen Ausrichtung des Gesundheitswesens bleibt richtig - die Solidarität zwischen Gesunden und Kranken wollen wir beibehalten, ebenso die bewährte paritätische Finanzierung der Krankenversicherung durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung muss einheitlich bleiben und gemeinsam für alle Krankenkassen das medizinisch Notwendige umfassen.
Wir setzen auf die solidarischen Stärken unseres Gesundheitssystems: den umfassenden Versicherungsschutz für alle, ein vom Einkommen unabhängigen Leistungsanspruch, die strikte Orientierung am medizinisch Notwendigen, eine Versorgung ohne Wartelisten. Diese Vorzüge werden wir erhalten. Deshalb lehnen wir die Aufteilung der Leistungen in Grund- und Wahlleistungen entschieden ab, durch die vor allen Dingen Kranke, zumal chronisch kranke Menschen zusätzlich belastet würden. Eine Zwei-Klassen-Medizin wird es mit uns nicht geben. Sind Sie für eine Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe und wenn ja, zu welchen Bedingungen? Die Verzahnung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe für Arbeitslose ermöglicht konzentrierte Bemühungen im Interesse der Langzeitarbeitslosen für eine bessere, schnellere Vermittlung in Beschäftigung. Wir bekennen uns zur besonderen Verantwortung gegenüber den Schwächeren in unserer Gesellschaft. Deswegen wollen wir im Rahmen der Reform der Arbeitslosen- und Sozialhilfe keine Absenkung der zukünftigen Leistungen auf Sozialhilfeniveau. Die finanziellen Auswirkungen für die Kostenträger werden in der Gemeindefinanzreform zu berücksichtigen sein. Die Vermittlung erwerbsloser Sozialhilfeempfänger in den ersten Arbeitsmarkt muss verbessert und die Eigenverantwortung der Unterstützungsempfänger muss mobilisiert werden. Wir entwickeln die Sozialhilfe zu einer aktivierenden, fallbezogenen Dienstleistung. Dabei steht das sozialstaatliche Existenzminimum selbstverständlich nicht zur Disposition. Wir reformieren die Sozialhilfe mit dem Ziel, dass arbeitsfähige Sozialhilfeempfänger schneller und sicherer in Arbeit kommen und gleichzeitig das Lohnabstandsgebot gewahrt bleibt. Der Sozialstaat muss auch in diesem Bereich das Prinzip "Fördern und Fordern" konsequent umsetzen und die Betroffenen als wichtige Partner bei der sozialen Integration ernst nehmen. Er muss den Anspruch auf zweite und dritte Chancen sichern. Eine Reform der Hilfe zum Lebensunterhalt muss daher
Wie stehen Sie zu der Forderung nach demokratischer Kontrolle und
Regulierung der Wirtschaft - wie wollen Sie das auf lokaler und globaler
Ebene realisieren? Demokratie braucht Parteinahme. Mitentscheiden, mitgestalten und mitverantworten:
Darauf ist Demokratie angewiesen. Mit unserer angebots- und nachfrageorientierten
Wirtschaftspolitik geben wir den Rahmen für wirtschaftliches Handeln
vor. Der Ausbau des staatlichen Sicherheitssystems ist zu Lasten der privaten Schutzsphäre gegangen. Wie stehen Sie dazu? Sicherheit und Freiheit stehen in einem unauflöslichen Zusammenhang und sie bedingen einander. Das Grundgesetz verpflichtet den Staat, das Freiheitsrecht der Bürger zu achten. Genauso muss aber der Staat dafür Sorge tragen, dass die Bürgerinnen und Bürger in Sicherheit leben können. Ein Bürger kann nur frei sein, wenn er auch sicher leben kann. Eine schleichende Aushöhlung der Freiheit vermögen wir nicht zu erkennen.
Wie die Pisa-Studie nun belegt hat, gibt es in Deutschland gravierende
Mängel in der schulischen Bildung. Unser Schulsystem produziert
nicht nur schwache Leistungen, sondern ist auch ungerechter als die
meisten Schulsysteme in anderen Ländern. In keinem anderen Industriestaat
entscheidet die soziale Herkunft so sehr über den Bildungserfolg
wie bei uns. Die Bundesregierung hat deshalb nicht lange nach Zuständigkeiten
gefragt, sondern gehandelt und gemeinsam mit den Ländern und den
Betroffenen eine Bildungsreform in Angriff genommen. Allerdings hat
für die Bundesregierung die Bildung nicht erst seit der Pisa-Studie
Priorität. Schon 1999 hat die Bundesregierung das Forum Bildung
initiiert. Dieses Forum hat 12 Empfehlungen erarbeitet, woraus sich
Ziele für die Bundesregierung entwickelt haben. Einige dieser Ziele
sind hervorzuheben: Mit der BAföG-Reform , der Studiengebührenfreiheit, der Reform
des Meister-BAföG, dem Ausbildungskonsens und der Nachwuchsförderung
hat die Bundesregierung gute Erfolge aufzuweisen. Abschließend muss noch festgehalten werden, dass die Bundesregierung in einem beispiellosen Kraftakt den Etat für Bildung und Forschung Jahr für Jahr erhöht hat. Im Jahr 2003 werden 9,3 Milliarden Euro für Bildung und Forschung zur Verfügung stehen. Damit liegt der Etat noch einmal um rund 500 Millionen über dem Rekordhaushalt von 2002. Seit dem Regierungswechsel haben wir die Ausgaben für Bildung und Forschung dann um 28 Prozent erhöht - das sind mehr als 2 Milliarden Euro zusätzlich!
Wir stehen uneingeschränkt zum Grundrecht auf Asyl, das wir auch als kulturelle Errungenschaft und moralische Verpflichtung der deutschen Nachkriegsdemokratie begreifen. Wer auf Rettung angewiesen ist, soll sie erfahren. Asylmissbrauch werden wir hingegen nicht tolerieren. Unser neues Zuwanderungsgesetz gibt uns die nötigen Mittel an die Hand, besser und schneller dagegen vorzugehen. Wir werden sie ausschöpfen, auch damit wir die Kraft haben, den wirklich Verfolgten effektiven Schutz geben zu können. Auf europäischer Ebene werden wir uns darüber hinaus für eine gerechtere Lastenverteilung und ein einheitliches Asylrecht einsetzen, so dass die Mitgliedstaaten gleichmäßiger belastet werden. Gleichzeitig werden wir uns in den Krisenregionen engagieren, um den Menschen in ihrer Heimat eine Perspektive zu eröffnen und zu verhindern, dass Menschen verfolgt und vertrieben werden. Wie kann Chancengleichheit für alle dauerhaft in Deutschland
lebenden Menschen erreicht werden? Deutschland ist ein weltoffenes und ausländerfreundliches Land. Von insgesamt 7,3 Mio. Ausländern lebten mehr als die Hälfte bereits seit 10 Jahren und länger bei uns. Etwa zwei Drittel der hier lebenden ausländischen Kinder und Jugendlichen sind in Deutschland geboren. Das zeigt: Zur sozialdemokratischen Integrationspolitik, die auf Verständigung und Toleranz baut, gibt es keine Alternative. Eine erfolgreiche Integration braucht den Erfolgswillen beider Seiten. Sie braucht die Zustimmung der Deutschen und sie setzt bei den Zuwanderern den ernsthaften Willen zur Integration in die deutsche Gesellschaft voraus. Wir sind gegen jede Verfestigung kultureller Parallelgesellschaften. Dazu hat das neue Staatsangehörigkeitsrecht aus dem Jahre 2000 einen wichtigen Beitrag geleistet. In der Vergangenheit war Zuwanderung nicht durch hinreichende Integration begleitet. Wir verstärken nun die staatlichen Anstrengungen und werben um bürgerschaftliches Engagement. Wir wollen verpflichtende staatliche Integrationsangebote und -kurse für Neuzuwanderer. Und Anreize für bereits hier lebende Migrantinnen und Migranten. Der Bund wird sich an den Kosten beteiligen. Im globalen Wettbewerb um die besten Köpfe geht es nicht um das "ob" von Zuwanderung, sondern darum, wie sie im Interesse Deutschlands gesteuert werden kann. Eine vernünftige Arbeitsmigration begrenzt die Zuwanderung daher auf das volkswirtschaftlich sinnvolle und am Arbeitsmarkt notwendige, ohne die Aufnahmefähigkeit des Landes zu überfordern. Die Green-Card-Regelung hat sich bewährt. Wir stellen aber sicher, dass auch weiterhin nur solche Arbeitsplätze durch Arbeitsmigranten besetzt werden, für die sich keine inländischen Interessenten finden lassen. Unser Zuwanderungsgesetz garantiert das. Abrüstung - internationale Sicherheit - zivile Konflikt- und Krisenprävention Ist militärische Intervention für Sie ein Mittel der Politik? Grundsätzlich verfolgt die SPD das Konzept der Krisenprävention,
d. h. die Verhütung von Gewalt und die friedliche Lösung von
Konflikten im innerstaatlichen wie internationalen Bereich hat für
die SPD absolute Priorität. Militärische Interventionen können
ein Mittel der Politik sein, sofern sie durch Beschlüsse der Vereinten
Nationen und des Deutschen Bundestages legitimiert und den Soldaten
gegenüber verantwortbar sind. Aber auch hier gilt das Prinzip der
Verhältnismäßigkeit und das Ziel der Verhütung
von Gewalt. Als eine der wichtigsten Lehren aus den Balkankriegen der
90er Jahre hat die Bundesregierung im Falle des bereits entflammten
Bürgerkrieges in Mazedonien auf internationale Initiativen zur
Deeskalation und Lösung des Konfliktes gesetzt, wobei bereits in
einem frühen Stadium Streitkräfte im Konsens mit den Konfliktparteien
zur Verhütung von Gewalt und zur Sicherung des Friedensabkommens
eingesetzt wurden.
Die Rolle der NATO hat sich nach dem Ende des kalten Krieges und insbesondere
durch die Einbeziehung Russlands verändert. Sie hat damit stärker
als in der Vergangenheit eine sicherheitspolitische Rolle für ganz
Europa übernommen. Die transatlantische Partnerschaft bleibt die
Grundlage europäischer Sicherheit und die NATO die entscheidende
politische und institutionelle Klammer für die euro-atlantische
Gemeinschaft. Was verstehen Sie unter Modernisierung der Bundeswehr? Auf der Grundlage des Berichts der Weizsäcker-Kommission unterstützt
die SPD die Reform der Bundeswehr mit folgenden Zielen: Wohin müssen Ihrer Meinung nach Geldmittel nach dem 11. September fließen? Bereits vor dem 11. September galt der Grundsatz, dass äußere Sicherheit sich nicht nur über Verteidigungsausgaben definiert, sondern auch die Ausgaben für den Balkanstabilitätspakt, die Entwicklungszusammenarbeit und die Vereinten Nationen dienen unserer Sicherheit. Dies gilt erst recht nach dem 11. September 2001, um die strukturellen und politischen Ursachen de Terrorismus zu bekämpfen. Das schließt insbesondere verstärkte Bemühungen zur Armutsbekämpfung, zur nachhaltigen Entwicklung und zur Lösung des Nahost-Konfliktes ein.
Das Konfliktpotential, vor allem für bürgerkriegsähnliche
Konflikte nimmt durch Krisen und die Erosion staatlicher Strukturen
regional wie global zu.
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