Brandenburger Bündnisgrüne wollen unverzüglichen Stopp der NATO-Luftangriffe
Kleiner Landesparteitag beschließt für den Bundesparteitag Antrag zum Kosovo-Krieg
Bündnis 90/DIE GRÜNEN Brandenburg haben auf ihrem kleinen Parteitag
am Samstag ihre Position zum Krieg im Kosovo verabschiedet. Dabei fand die Forderung
nach einer unverzüglichen Einstellung der NATO-Luftangriffe eine
Mehrheit von 13 von 18 Stimmen. 5 Delegierte sprachen sich lediglich für
eine befristete Einstellung der Luftangriffe aus:
Kosovo-Antrag des Landesverbandes Brandenburg an die BDK am 15. Mai 1999
"Wir, die Bündnisgrünen, lehnen den Krieg als Mittel der Konfliktlösung
ab."
(Aus: Grundkonsens von Bündnis 90 und DIE GRÜNEN, beschlossen auf
dem Vereinigungsparteitag 1993)
In Anbetracht des Leids der Flüchtlinge und der Leiden des jugoslawischen Volkes, stellen wir folgenden Antrag an die 2. außerordentliche Bundesdelegiertenkonferenz in Bielefeld:
1. Die Bundestagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und die bündnisgrünen
Regierungsmitglieder werden dringend ersucht, darauf hinzuwirken, daß
die Bundesregierung sich für folgendes Konzept zur Beendigung des Krieges
in
Jugoslawien einsetzt:
Die NATO-Luftangriffe sind unverzüglich zu beenden. Damit wird aus einer
Position der Stärke heraus ein Zeichen gesetzt und die deutliche Erwartung
an die Adresse der politischen Führung der Bundesrepublik Jugoslawien zum
Ausdruck gebracht,
- das Morden und die Vertreibung der Kosovaren durch serbische Militärs
und Paramilitärs sofort zu beenden
- alle bewaffneten Kräfte abzuziehen.
- unverzüglich eine durch UN-mandatierte Sicherheitskräfte geschützte
Rückkehr der Flüchtlinge zu ermöglichen. Ein erster Schritt wäre
es, einen zivilen Korridor in Kosova "von Skopje bis Pristina"zuzulassen,
der der Versorgung der Bevölkerung in Kosova dient und der im Verhandlungswege
stetig auszudehnen ist.
Gleichzeitig sind alle politischen, diplomatischen, ökonomischen und andere zivile Mittel einzusetzen um diese Forderungen durchzusetzen.
2. Wir fordern die Bundestagsfraktion und die Regierungsmitglieder von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auf, an ihrer konsequenten Ablehnung des Einsatzes von Bodentruppen in Kosova und der Bundesrepublik Jugoslawien festzuhalten.
3. Wir würdigen und unterstützen das intensive Bemühen von Bundesaußenminister
Josef Fischer und anderer Regierungsmitglieder um das Durchbrechen der militärischen
Automatik und die Suche nach einer politischen Lösung für den Kosova-Konflikt.
Insbesondere erwarten wir dringend Fortschritte bei der verstärkten Einbindung
der Russischen
Föderation und anderer Nachfolgestaaten der Sowjetunion, neutraler Länder
wie Schweiz, Schweden, Österreich, der OSZE und der Vereinten Nationen
bei der Suche nach einer friedlichen Lösung des Kosova-Konfliktes.
4. Wir fordern die Bundestagsfraktion und die Regierungsmitglieder von BÜNDNIS
90/DIE GRÜNEN dazu auf, aus den bitteren Erfahrungen mit Bosnien und Kosova
die Lehren zu ziehen und darauf hinzuwirken, daß institutionell und materiell
die Voraussetzungen geschaffen werden für
- den Auf- und Ausbau von Instrumenten der Früherkennung von Konflikten,
- den Auf- und Ausbau ziviler Friedensdienste,
- den Aufbau eines internationalen Technischen Hilfswerkes,
- die Reform der Vereinten Nationen, ihre Ausstattung mit neuen Instrumenten
ziviler Konfliktbearbeitung und insbesondere mit einem Sanktionshilfefonds,
- eine massive Stärkung der OSZE,
- eine aktive Konversionspolitik der Bundesregierung: Schaffung eines Bundeskonversionsprogrammes
mit angemessener Mittelausstattung und einer EU-Abrüstungs- und Konversionsagentur.
5. Wir schlagen vor, daß jetzt von der EU verbindliche Zusagen über
Wiederaufbau- und Stabilitätshilfen für Kosova und die Bundesrepublik
Jugoslawien gemacht werden. Darüber hinaus ist auf einer von der EU einzuberufenden
Konferenz ein Fahrplan für den Beitritt Jugoslawiens und anderer Länder
Südosteuropas zur EU zu erarbeiten. Bundesaußenminister
Fischer wird gebeten, noch während der deutschen Ratspräsidentschaft
den angekündigten "Balkan"-Stabilitätspakt für Südosteuropa
zu implement ieren.
Eine finanzielle Grundausstattung eines Wiederaufbauprogrammes nach dem Muster des Marshall-Planes ist unabdingbar.
6. Wir fordern die Bundestags- und Europafraktion der GRÜNEN sowie grüne
Mitglieder auf, in europäischen Nationalregierungen und europäischen
Gremien der neuen NATO-Doktrin der "Crisis Response Operations" eine
klare
Absage zu erteilen und sicherzustellen, daß sich die EU-Länder weder
im Rahmen der NATO noch in Abgrenzung von den USA an einem neuen Rüstungswettlauf
beteiligen. Statt dessen sollen sich unsere gewählten VertreterInnen für
den Ausbau Europas als Zivilmacht einsetzen.
7. Flüchtlingen, Vertriebenen und Deserteuren aus dem Krisen- und Kriegsgebiet
Kosova/Jugoslawien, die in die Bundesrepublik Deutschland und in andere Länder
der EU und/oder der NATO einreisen wollen, muß zügig
die Einreise gestattet und der Aufenthalt ermöglicht werden.
8. Wir ermutigen die am Kosova-Konflikt Beteiligten, insbesondere Serben und
Kosovaren, aktiv ein Kon-zept zur Vorbereitung der Versöhnung zu entwickeln.
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Die Punkte 2 bis 8 wurden einstimmig angenommen, während es zum Punkt 1 eine Minderheitenposition gab (5 von 18 Stimmen):
1. Die Bundestagsfraktion und die Regierungsmitglieder von Bündnis 90/DIE
GRÜNEN werden dringend aufgefordert, sich zur Erreichung der u.g. politische
Ziele für eine zeitlich befristete Einstellung der Luftangriffe ohne Vorbedingungen
einzusetzen. Bündnis 90/DIE GRÜNEN Brandenburg unterstützen eine
politische Lösung des Kosovo-Konfliktes, die folgenden Zielen und Bedingungen
verpflichtet ist:
- Unverzügliches und nachprüfbares Ende von Völkermord und Vertreibung
im Kosovo
- Rückzug aller militärischen, polizeilichen und paramilitärischen
Kräfte aus dem Kosovo
- Stationierung einer von der Uno beauftragen robusten Friedenstruppe, um die
Bedingungen für ein friedliches und normales Leben für alle Einwohner
im Kosovo sicherzustellen
BUENDNIS 90/DIE GRUENEN Landesverband Brandenburg
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