Bayerischer Landtag
14. Wahlperiode Drucksache 14/7892
Antrag vom 12.11.2001 ----------------- Plenarsitzung, 20.03.02
Antrag
des Abgeordneten Hartenstein
Bekämpfung des internationalen Terrors mit rechtsstaatlichen
Mitteln
Der Landtag wolle beschließen:
Die Staatsregierung wird im Zusammenhang mit der aktuell stattfindenden
Bekämpfung des internationalen Terrors - nicht zuletzt auch wegen
der zu befürchtenden Verwicklung von Bundeswehrsoldaten aus Bayern
in Kampfhandlungen - aufgefordert, sich auf allen politischen Ebenen
für folgende Forderungen und Grundsätze einzusetzen:
- Einstellung aller militärischen Einsätze in Afghanistan
- Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln,
Medikamenten und Schutzvorrichtungen vor Kälte
- Ablehnung aller Pläne, die militärische Angriffe auf weitere
Länder beinhalten
- Unterstützung nichtmilitärischer Lösungen unter Führung
der Vereinten Nationen
- Intensivierung der Friedensgespräche zwischen den Religionen
- Bekämpfung aller terroristischen Aktivitäten im eigenen
Land mit rechtsstaatlichen Mitteln
Begründung:
Gewalt als Antwort auf Gewalt erzeugt erfahrungsgemäß stets
neue Gewalt. Weiterer Terror wiederum lässt eine Ausweitung der
Kampfhandlungen auf andere Länder befürchten. Dieser verheerenden
Entwicklung muss schnellstmöglich entgegen gewirkt werden.
Abstimmungsverhalten der Fraktionen des Landtags:
CSU: Ablehnung (mit Redebeitrag)
SPD: Ablehnung (ohne Redebeitrag)
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Zustimmung (ohne Redebeitrag)
Volker Hartenstein, Mitglied des Bayerischen Landtages (partei- und
fraktionslos)
WEB-Fax: 01212/5-132 53 270 (insbesondere für Infos per Fax, die
über die Verteiler versandt werden sollen)
Volker.Hartenstein@bayern.landtag.de
Verschlüsselung: PGP (Public Key auf Anforderung)
BAYERISCHER LANDTAG
ABGEORDNETER
VOLKER HARTENSTEIN
Volker Hartenstein - Roßhirtstraße 11 - 97 199 Ochsenfurt
Volker Hartenstein, Roßhirtstr. 11, 97199 Ochsenfurt
Ismaninger Str. 7 Roßhirtstraße 11
81627 München 97199 Ochsenfurt
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Fax: 01212/5-132 53 270
Volker.Hartenstein@bayern.landtag.de
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Erz
Bayerischer Landtag, Plenarsitzung am 20.03.02
TOP: "Bekämpfung des internationalen Terrors mit rechtsstaatlichen
Mitteln" (letz-ter Tagesordnungspunkt)
Redebeitrag des Antragstellers Volker Hartenstein (fraktions- und parteilos)
Anrede
Wer immer die Attentate vom 11. September 2001 auch zu verantworten
haben mag - eines steht fest: Sie sind durch nichts zu rechtfertigen
und an Menschenverachtung kaum zu überbieten. Niemand wird folglich
ernsthaft bestreiten wollen, dass dem Terrorismus das Handwerk gelegt
werden muss. Die Frage aber, wie das am besten geschehen soll, lässt
mehrere Antworten zu.
Den Weg, den die USA und deren Nato-Bündnispartner gegangen sind
und offensichtlich teilweise weitergehen wollen, halte ich schlichtweg
für verantwortungslos. Bereits die Wortwahl des amerikanischen
Präsidenten und dessen Verteidigungsministers im Vorfeld der Kampfhandlungen
ließ befürchten, dass es im Krieg gegen Afghanistan nicht
nur um Gefahrenabwehr gehen wird. Von "Jagd", von "tot
oder lebendig" und Ähnlichem war im-mer wieder die Rede. Das
klingt zunächst einmal eher nach Vergeltung oder Rache als nach
überlegtem Handeln. Aber auch geostrategische Ziele, die Interessen
der Rüstungs-industrie und der Drogenanbau in Afghanistan haben
die Entscheidungen der Amerikaner sicherlich beeinflusst.
Für mich steht in diesem Zusammenhang jedenfalls fest: Es gibt
weder einen gerechten noch einen als Reaktion auf terroristische Attentate
rechtfertigbaren Krieg. Krieg bedeutet immer Tod, Verbrechen, Leid und
Zerstörung.
· So sind auch in Afghanistan Tausende unschuldige Menschen allein
durch Bom-bardements getötet worden.
· Hunderte Taliban wurden liquidiert statt gefangen genommen.
· Inhaftierten Al-Qaida-Kämpfern wurde der Kriegsgefangenenstatus
nach dem Gen-fer Abkommen verweigert.
Die nach Ansicht der amerikanischen Regierung hauptverantwortlichen
Terroristen je-doch, blieben bislang dennoch ungefasst.
Gleichwohl läuft die Kriegsmaschine weiter auf Hochtouren:
· Welches Land wird wohl das nächste sein? - Der Irak, Somalia,
die Philippinen oder andere?
· Wie lange werden sich dabei die islamischen Staaten noch zurückhalten?
Das sind zurzeit entscheidende Fragen.
So darf es m.E. nicht weitergehen. Statt uneingeschränkter Solidarität
bedarf es massiven Drucks von Seiten der EU auf die Entscheidungsträger
in den Vereinigten Staaten. Diese Crew im Weißen Haus mit und
um George W. Bush stellt m.E. zunehmend eine Gefahr für den Weltfrieden
dar. Selbst der Einsatz einer neuen Generation von Atombomben wird künftig
im Kampf gegen den Terror nicht mehr ausgeschlossen.
Gewalt erzeugt stets weitere Gewalt. Die nicht enden wollenden, inzwischen
völlig eska-lierten Kampf- und Vergeltungshandlungen zwischen den
Israelis und den Palästinensern zeigen das mehr als überdeutlich.
· Wer Terrorismus verhindern will, muss dessen politische und
soziale Ursachen be-kämpfen. Hier gibt es ein breites Betätigungsfeld.
· Wer Terrorismus bekämpfen will, muss rechtsstaatliche
Mittel einsetzen.
Ich bitte Sie deshalb um Unterstützung folgender Forderungen:
- Sofortige Einstellung aller militärischen Einsätze in Afghanistan
- Sicherstellung der Versorgung der gesamten Bevölkerung mit Lebensmitteln,
Me-dikamenten und Schutzvorrichtungen vor Kälte
- Strikte Ablehnung aller Pläne, die militärische Angriffe
auf weitere Länder beinhal ten
- Aktive Unterstützung nichtmilitärischer Lösungen unter
Führung der Vereinten Na-tionen
- Intensivierung der Friedensgespräche zwischen den Religionen
- Bekämpfung aller terroristischen Aktivitäten im eigenen
Land mit rechtsstaatlichen Mitteln
Nichts sollte Sie abhalten, zuzustimmen!
20.02.03
gez. Volker Hartenstein
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