Karl-Wilhelm Koch/Traute Kirsch/Sebastian Schönauer 20.03.2002
Ergebnisse des Seminars: "Zukunft des Atomwiderstands" vom 09.03.02
in Düsseldorf
Veranstalter BUND NRW / Natur- und Umweltschutzakademie NRW
Recht auf Leben und Gesundheit statt Recht auf Betrieb!
Weg mit dem Atom"ausstiegsgesetz"!
1. Atomkraft dient nicht - wie behauptet - dem Allgemeinwohl!
Das vermeintliche Ausstiegsgesetz sichert die weitere Nutzung der Atomkraft
unter opti-malen Bedingungen für die Gewinnerzielung der Atomindustrie.
Die rot-grüne Regierung rechtfertigt dieses "Ausstiegsgesetz"
in seiner Begrün-dung damit, dass die Nutzung der Atomkraft für
das Allgemeinwohl unabdingbar sei. Das Risiko beim Betrieb der AKW sei
eine sozialadäquate, d.h. gesellschaftlich an-gemessene Last. Also
sei mit Rücksicht auf das Allgemeinwohl (!) die Bevölkerung
den Risiken aus der Atomkraft recht- und schutzlos auszuliefern.
Dieses "Ausstiegsgesetz" muss deshalb zurückgezogen werden.
2. Eine umfassende Informationen der Bevölkerung ist dringend
nötig
Die Regierung wird nicht freiwillig dazu bereit sein, ihre Vorstellung
vom Vorrang der A-tomindustrie aufzugeben. Deshalb muss die Gesellschaft
alle politischen Entscheidungs-trägerInnen unter öffentlichen
Druck setzen. Wie soll jedoch die Gesellschaft dazu ge-bracht werden,
diesen Druck zu erzeugen, wenn sie über die Risiken und Schadensfolgen
der Atomkraft und die rechtspolitischen Zusammenhänge falsch informiert
wurde. Schließ-lich haben die GRÜNEN und die SPD mit einer
massiven irreführender Öffentlichkeitsar-beit über den
Bruch der Wahlversprechen hinweggetäuscht. Die Volksmeinung dazu
ist, wenn schon die GRÜNEN als "Atomkraftkritiker" die
Risiken des Weiterbetriebs der AKWs ( 20 Jahre !?) als angemessen beurteilen,
sei dies wohl ökologisch und rechtlich in Ordnung.
Es ist also erforderlich, dass die AtomkraftgegnerInnen aus allen Lagern
das "Aus-stiegsgesetz" als Betrug entlarven und gemeinsam
bekämpfen.
3. Es gibt keine Zustimmung zur Atomkraft in der Bevölkerung
Voraussetzung dafür, dass der Nutzung der Atomkraft Allgemeinwohlcharakter
zugebilligt wurde, war und ist die immer wieder geäußerte
Behauptung, "die Bevölkerung habe der Nutzung der Atomkraft
zugestimmt und sie akzeptiert". Dies zeigt sich u.a. in dem Aus-spruch:
"Wer die Atomkraft wolle, müsse auch die Risiken hinnehmen".
Die Bevölkerung konnte - abgesehen von einigen wenigen Personen
mit Fachkenntnis - angesichts der zum großen Teil falschen und
irreführenden Informationen eine solche bewusste Zustimmung nicht
geben. Umfragen zeigen eine große Skepsis und Ablehnung gegenüber
dem Dauerri-siko verheerender radioaktiver Verseuchung in der Bevölkerung.
Diese Ablehnung muss mobilisiert werden, um die These von der Nutzung
der Atomkraft zum Wohl der Allgemein-heit wirkungsvoll zu bekämpften.
Der offiziellen These von der Akzeptanz der Risiken aus der Atomkraft
durch die Ge-sellschaft muss deutlich und massiv widersprochen werden.
4. Die aktuelle "Sicherheitsdiskussion" soll nur beruhigen
und ablenken
Die Forderung nach Entziehung der Betriebsgenehmigungen und nach Verweigerung
von Zwischenlagern auf Grund von speziellen sicherheitstechnischen Mängeln
und die For-derung nach einer "neuen Sicherheitsdebatte" vermitteln
den falschen Eindruck, dass damit der Ausstieg durchgesetzt werden könne.
Diese Diskussion gerade bei den Atomkraftkriti-kerInnen ist eine VÖLLIGE
VERKENNUNG der derzeitigen rechtspolitischen Situation, da mit dem "Atomausstiegsgesetz"
der Bundesregierung den Atomfirmen die Produktion von Strom unabhängig
von den bestehenden Risiken zugestanden wird. Dort heißt es sogar
ganz offen, dass "selbst die Nachbesserung, bzw. das Abstellen
klar erkennbarer Sicherheitsmängel NICHT zu Lasten der Betreiber
gehen" dürfe.
"Sicherheits-Schein-Diskussionen" wie zum Beispiel bei Temelin
oder Biblis etc füh-ren jeweils zu nachfolgenden Unbedenklichkeitserklärungen
der Betreiber und Regie-rungen. Die so "testierte" Schein-Sicherheit
erhöht in Wirklichkeit immer wieder die Akzeptanz für den
Weiterbetrieb der Atomkraftwerke
5. Der 11. September 2001 schuf KEINE neuen Fakten!
Mit der Bezugnahme auf den Terroranschlag auf das World Trade Center
und der daraus abgeleiteten Forderung von "UmweltaktivistInnen",
"nun müssten aber wegen der Gefahr von terroristischen Anschlägen
die AKWs abgeschaltet werden", wird der gesamte bisherige Widerstand
der Anti-AKW-Bewegung in die Irre und ad absurdum geführt. Bereits
vom Be-ginn der Auseinandersetzungen um die Atomkraft an wurde immer
auch vor terroristischen Anschlägen gewarnt, was aber nicht zu
einem Ausstieg aus der Atomkraft geführt hat. Des-halb wiegelt
auch Bundesumweltminister Trittin mit der Aussage ab, dass "...die
aktuelle Entwicklung des Terrorismus kein Anlass sei, Atomkraftwerke
abzuschalten".
Dazu stellt die Anti Atom Bewegung klar:
Ø Die Atomkraft dient NICHT dem Allgemeinwohl!
Ø Die Gefährdung der Menschheit durch die Atomkraft ist
GRUNDSÄTZLICH nicht akzep-tabel!
Ø Solange dieser Vorstellung nicht energisch widersprochen wird,
sind alle rechtlichen Schritte zum Scheitern verurteilt.
Ø Die Hinnahme der Nichtbeherrschbarkeit einer Kernschmelze (
"GAU" ) in einem A-tomkraftwerk kann nicht als gesellschaftlich
angemessen gewertet werden!
Ø Die radioaktive Verstrahlung durch den bis jetzt angefallenen
Atommüll (aus dem lau-fenden Betrieb, durch Wiederaufbereitung
und sonstige Freisetzungen) führt schon heu-te zu irreparablen
Schäden für Menschen und Umwelt.
Ø Das Atomgesetz der rot - grünen Bundesregierung ist Betrug.
Ø Die Menschen haben den grundgesetzlich verbürgten Anspruch
auf Schutz vor den Risiken und Schadensfolgen der Atomkraft und NICHT
die Industrie auf ungestör-ten Weiterbetrieb!
Unsere Erkenntnis ist:
Die Anti-AKW-Bewegung kann die zur Durchsetzung des Ausstiegs notwendige
Stärke nur erreichen, wenn sie diese obengenanten Punkte beachtet
und in ihre un-terschiedlichen Widerstandsansätze und Aktivitäten
integriert .
Aktivitäten - von wem auch immer - unter Missachtung dieser
Punkte führen zu "Nebenkriegsschauplätzen, verwirren
die Bevölkerung und erhöhen so die Akzep-tanz für die
Atomkraft.
Die einzig akzeptable Konsequenz ist:
AUSSTIEG SOFORT!
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